
Sommergärten
Chen Ruo Bing, Rafael Cidoncha, Nozomi Hasegawa, Hisaji Hara und Natsumi Hayashi, Michael Kenna, Sigrid Kopfermann, Silke Leverkühne, Michael Toenges, Peter Tollens, Anna Zemankova
Eröffnung
Freitag, 4. Juli um 19 Uhr
Mit dem Begriff „Garten“ verbinden sich freudige Gefühle, er ist ein Sehnsuchtsort. Garten sagen wir zu einem eingegrenzten Stück Land, manchmal umgeben von einer undurchdringlichen Hecke, einem hohen Zaun oder Mauer, oder der Garten befindet sich hinter dem Haus und bleibt dem Vorbeigehenden gänzlich verborgen. Denn im Garten will man geschützt sein vor den Augen der Mitmenschen, vor dem Unglück der Welt und sich nur an der liebevoll gehegten und gepflegten oder einfach wild gelassenen Natur erfreuen.
Im Garten können wir uns entspannen. Das Paradies ist ein Garten, in der Bibel heißt es „Garten Eden“. Aber wie alles, um das man sich kümmern muss, kann er auch zur Last werden. Denn mindestens ein wenig Arbeit verlangt er, wer mehr will, dem sind keine Grenzen gesetzt. Zumindest muss man gießen und schneiden, man kann auch graben, harken, Beete anlegen, Spaliere anbringen, Obst und Gemüse anbauen und ernten. Oft wird die Arbeit durch Schädlinge wieder zunichte gemacht, das gehört zum Garten dazu.
Durch die Jahrhunderte hinweg wurden Gärten gemalt, insbesondere die Impressionisten wählten sie als Motiv – Gärten haben Kunstgeschichte geschrieben. Man denke an Monets Seerosen oder an das Frühstück im Grünen von Manet oder an Gabriele Münters schönen murnauer Garten. Die große Natur im kleinen Gehege gewährt auch heute noch Nähe zum natürlichen Wachsen und Vergehen und das Entdecken vieler malerischer Details.
Wir haben Künstler*innen aus dem Galerieprogramm nach ihren Gartenbildern gefragt und viele Rückmeldungen erhalten. Der Fotograf Michael Kenna (1953) sieht den Garten filigran gezeichnet, malerisch oder im nächtlichen Licht, das wir auch beim Fotografenduo Hisaji Hara (1964) und Natsumi Hayashi (1982) finden, inszeniert von einer geheimnisvollen, künstlichen Lichtquelle. Die Bilder von Michael Toenges (1952) lassen abstrakt in einen wilden Garten schauen, jenes von Peter Tollens (1954) in einen feinen, gepflegten. Chen Ruo Bing (1970) fängt das Licht ein: stark leuchtend oder zart und fahl.
Bei Sigrid Kopfermann (1923-2011) sehen wir ein vegetatives Rot. Silke Leverkühne (1953) illusioniert den Garten mit frei gestischem, Rafael Cidoncha (1952) mit detailreichem, zurückgenommenem Pinselstrich. Anna Zemankovas (1908-1986) Ausgangspunkt ist die menschliche Kulturgeschichte, nicht die Natur. Die Pflanze ist in ihren Collagen aus Papier und Stoff fiktiv. Einerseits eine Blume, eine Ähre oder ein Zweig, andererseits eine Erfindung aus vielfältigen in Volkskunst und Kunst der Welt gefundenen Elementen.
Neu hinzugenommen haben wir die junge Nozomi Hasegawa (*1987). Ihre Bilder beschreiben eine vage, fragmentarische Wahrnehmung. Viele Einzelteile fügen sich aneinander, ohne dass daraus etwas Konkretes entsteht. „Die Virtualität der Welt lässt sich nicht auflösen“, sagt sie, denn sie sei von Anfang an gegeben. Es existiere nur das, was sie sieht, im Sehen wird es erschaffen. Gibt es also einen Unterschied zwischen dem von ihr gemalten und dem virtuell erschaffenen Garten? Diese Frage lässt sich stellen, die Freude am Garten mindert das jedoch nicht.
Summer Gardens
Chen Ruo Bing, Rafael Cidoncha, Nozomi Hasegawa, Hisaji Hara und Natsumi Hayashi, Michael Kenna, Sigrid Kopfermann, Silke Leverkühne, Michael Toenges, Peter Tollens, Anna Zemankova
Opening
Friday, July 4 at 7 p.m.
The term ‘garden’ is associated with happy feelings, it is a place we long for. A garden is an enclosed plot of land, sometimes surrounded by an impenetrable hedge, a high fence or wall, or it is located behind a house and remains completely hidden from passers-by. Because in the garden we want to be protected from the eyes of others, from the misery of the world, and just take pleasure in the lovingly cultured or indeed untamed and uncontrolled nature.
In a garden, we can relax. Paradise is a garden, in the Bible it is called the Garden of Eden. But like everything that needs looking after, a garden can also become a burden. It requires at least a little work; there is no limit for those who want to do more. At the very least, the plants need to be watered and pruned, it is also possible to dig, rake, put in beds, erect trellises, plant and harvest vegetables and fruit. Often, the work is ruined by pests, which after all is also part of a garden.
Gardens have been painted throughout the centuries; they were especially popular as a motif with the Impressionists– gardens have written art history. Just think of Monet’s water lilies or Luncheon on the Grass by Manet, or Gabriele Münter’s beautiful garden in Murnau. To this day, big nature in a small enclosure provides a proximity to growth and decay, and the discovery of many painterly details.
We asked artists from the gallery programme for pictures of gardens, and many responded. Photographer Michael Kenna (*1953) sees the garden delicately drawn, painterly or in a nocturnal light, which we can also find with the photographer duo Hisaji Hara (*1964) and Natsumi Hayashi (*1982), illuminated from a mysterious, artificial source of light. The paintings by Michael Toenges (*1952) provide abstract views of a wild garden, while the paintings by Peter Tollens (*1954) show views of a delicate and well-maintained one. Chen Ruo Bing (*1970) captures the light: bright and luminous, or delicate and wan.
In the work by Sigrid Kopfermann (1923–2011), we see a vegetal red. Silke Leverkühne (*1953) creates the illusion of a garden with free gestural brush strokes, whereas Rafael Cidoncha (*1952) does so with detailed, discreet ones. Anna Zemankova’s (1908-1986) starting point is not nature, but human cultural history. In her collages of paper and fabric, plants are fictitious. On the one hand, a flower, an ear, or a branch, on the other hand, an invention made up from numerous elements found in folk art and art from all over the world.
For this show, we have also invited Nozomi Hasegawa (*1987) to contribute. Her paintings describe a vague, fragmentary perception. Many details are placed together without however creating anything concrete. ‘The virtuality of the world cannot be resolved’, she says, because it is a given from the beginning. Only what she sees exists, it is created through seeing. So is there a difference between the garden painted by her, and one virtually created? This question can be posed, but it doesn’t diminish the joy we take in gardens.


